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Amazon Music – Vom Bonus zum High-end-Streamingdienst?

Amazon Music hat sich vom reinen Bonus für Prime-Kunden zu einem ernstzunehmenden Hi-Res-Musikdienst entwickelt. Doch wie schlägt sich der Streaming-Gigant technisch gegen Spotify, TIDAL und Qobuz? Amazon Music bietet Hi-res Audio Streaming wie TIDAL und Qobuz, aber mit Alexa und Prime-Vorteilen – mehr Klang für weniger Geld als bei Spotify.

In aller Kürze
  • Amazon Music ist ein Musik-Streaming-Dienst des Internet-Giganten Amazon, der Millionen von Songs in verschiedenen Qualitätsstufen bis hin zu verlustfreiem Hi-Res-Audio bietet und tief in das Amazon-Ökosystem, inklusive Amazon Alexa und den Smart Devices Amazon Echo integriert ist.

In einem umkämpften Streaming-Markt, in dem Musikqualität, Formatauswahl und Künstlervergütung zentrale Themen sind, hat Amazon Music in den letzten Jahren beachtlich aufgeholt. Von einem beiläufigen Extra für Amazon Prime-Mitglieder entwickelte sich der Dienst des Internet Giganten Amazon zu einer technisch ambitionierten Plattform in Form von Amazon Music Unlimited mit Hi-res-Angebot und Inhalten in immersive 3D Sound.

Diese Reportage analysiert die technische Infrastruktur, unterstützte Formate, Klangqualität im Vergleich zur Konkurrenz sowie die Kompatibilität mit verschiedenen Geräten – und wagt einen Blick hinter die Kulissen der Künstlervergütung. Eine Reportage für Technikliebhaber, Klangfetischisten und alle, die Musik mehr als nur nebenbei konsumieren wollen.

Die Anfänge von Amazon Music

Amazon Music startete 2007 zunächst als reiner MP3-Download-Shop und wurde als direkter Konkurrent zu Apple iTunes konzipiert. Mit dem Aufstieg von Streaming-Diensten wie Spotify erkannte auch Amazon das Potenzial eines abonnementbasierten Modells. 2014 folgte Amazon Music Prime, das in die Amazon Prime Mitgliedschaft integriert war, aber lediglich einen eingeschränkten Musikkatalog bot. Es sollte eher als Zusatznutzen dienen denn als ernstzunehmende Konkurrenz im Musikstreaming-Markt.

Ein bedeutender Schritt folgte 2016 mit Amazon Music Unlimited. Damit stand erstmals bei Amazon ein vollwertiger Musikdienst mit Zugriff auf mehrere Millionen Songs bereit, ähnlich wie bei Spotify oder Apple Music. Der Durchbruch in Richtung einer qualitätsbewussteren Zielgruppe kam jedoch erst 2019 mit der Einführung von Amazon Music HD. Der Dienst bot erstmals verlustfreies Streaming mit bis zu 24 Bit und 192 kHz an – ein Meilenstein für Technik-Enthusiasten, die bislang auf Nischenanbieter wie Qobuz oder TIDAL angewiesen waren.

2021 ging Amazon noch einen Schritt weiter: Die Option für Hi-res-Audio wurde für alle Unlimited-Abonnenten ohne Aufpreis freigeschaltet. Dies brachte den Dienst plötzlich in eine direkte Wettbewerbssituation mit den etablierten Plattformen, die sich gar an eine audiophile Kundenschicht richteten – und das bei deutlich größerer Reichweite und Bekanntheit.

Technischer Unterbau und Infrastruktur

Der technologische Motor von Amazon Music ist Amazon Web Services (AWS), die weltweit führende Cloud-Plattform. AWS stellt die notwendige Infrastruktur für das Hosting, die Verteilung und die Skalierung der Audio-Inhalte bereit. Audio-Dateien werden zentral in FLAC gespeichert und dynamisch in verschiedene Bitraten transkodiert, je nachdem, welches Endgerät, welche Netzwerkverbindung und welcher Abo-Tarif genutzt wird.

Das adaptive Streaming-System nutzt moderne Codecs und erkennt automatisch die mögliche Qualität. Bei stabiler Verbindung und einem entsprechenden Gerät wird Ultra HD mit voller Auflösung ausgeliefert. Fällt die Bandbreite, wird der Stream ohne Unterbrechung heruntergeregelt. Diese Technologie verhindert Pufferzeiten und sorgt für ein reibungsloses Musikerlebnis.

Darüber hinaus ist Amazons intelligenter Sprachdienst Amazon Alexa tief in den Dienst integriert. Nutzer können gezielt nach bestimmten Versionen eines Songs fragen („Spiele die Ultra-HD-Version von Hotel California“) oder sich Musik nach Stimmung oder Klangqualität vorschlagen lassen.

Foto © Amazon | Amazon Music - Vom Bonus zum High-end-Streamingdienst?
Foto © Amazon | Amazon Music – Vom Bonus zum High-end-Streamingdienst?

Formate und Klangqualität – FLAC als Trumpfkarte

Amazon Music bietet mehrere Qualitätsstufen, wenn es um Streaming von Musik geht. Es beginnt bei Standard (SD) für Amazon Music Free und Amazon Music Prime und reicht bis hin zu Ultra HD, wie es der Anbieter selbst bezeichnet, das Grundlage für Amazon Music Unlimited ist.

  • Standard (SD): Diese Darreichungsform ist vergleichbar mit MP3, liefert eine Datenrate von etwa 256 kbps und ist damit verlustbehaftet.
  • High Definition (HD): Unter HD versteht Amazon lediglich CD-Qualität, also eine Auflösung von 16 Bit bei 44,1 kHz, wobei es sich um eine verlustfreie Übertragung im FLAC-Format handelt.
  • Ultra High Definition (Ultra HD): Ultra HD liefert dann tatsächlich Inhalte in Hi-res-Audio, und zwar je nach Verfügbarkeit mit bis zu 24 Bit und 192 kHz, selbstverständlich verlustfrei im FLAC-Format.

Damit bietet Amazon technisch dasselbe Klangniveau wie Qobuz, das sich ebenfalls auf FLAC spezialisiert hat. TIDAL setzte lange Zeit auf das proprietäre MQA-Format, das in der Audiotechnik-Community umstritten war. Mittlerweile befindet sich der Dienst jedoch im Übergang zu FLAC-basiertem Hi-res Audio, das verlustfrei arbeitet und breitere Unterstützung durch Gerätehersteller genießt. Spotify HiFi, das verlustfreies Streaming verspricht, bleibt weiterhin ausstehend.

Ein echter Vorteil von Amazon Music liegt in der breiten Hi-res-Verfügbarkeit im Katalog. Millionen von Tracks sind in Ultra HD verfügbar, darunter viele Neuerscheinungen und Klassiker. Auch 3D-Audioformate wie Dolby Atmos und Sony 360 Reality Audio werden unterstützt – allerdings nur auf bestimmten Geräten wie Amazon Echo Studio oder kompatiblen Kopfhörern, was speziell bei den Smart Speakern von Amazon die Sinnhaftigkeit dann doch ein wenig in Frage stellt.

Gerätekompatibilität – Breite Integration, aber nicht grenzenlos

Amazon Music ist auf fast allen digitalen Plattformen verfügbar, ob nun PCs mit Microsoft Windows oder Apple macOS, Google Android sowie Apple iOS, mittels verschiedener Web-Browser und natürlich allen Lösungen aus dem Hause Amazon selbst, wie etwa Amazon Fire OS Tablets, Amazon Fire-TV, Amazon Echo-Geräte, zudem verschiedenste Smart-TVs, Auto-Infotainmentsysteme – die Liste ist somit sehr lang.

Es wird nicht überraschen, es sei dennoch ausdrücklich erwähnt, besonders nahtlos funktioniert der Dienst natürlich direkt in Amazons Ökosystem: Echo-Lautsprecher, Fire-Geräte und Alexa-Sprachsteuerung erlauben einen bequemen Zugriff auf Musik in verschiedenen Räumen.

Hochauflösendes Streaming ist allerdings nur über bestimmte Kanäle möglich. Die Web-App beispielsweise unterstützt kein Ultra HD, während die native Desktop-App für Microsoft Windows und Apple macOS dies ermöglicht. Auch auf mobilen Geräten wird Hi-res Audio nur bei entsprechender Hardware und mit externen DACs sowie entsprechend hochwertigen Kopfhörern voll ausgeschöpft. Bluetooth bleibt ein Flaschenhals, außer es kommen moderne Codecs wie LDAC oder aptX HD zum Einsatz.

Positiv zu vermerken ist die Integration in Systeme wie Google Android Auto, Apple CarPlay sowie verschiedene HiFi-Komponenten von namhaften Herstellern. In diesem Bereich ist Amazon Music deutlich breiter aufgestellt als etwa Qobuz, das oft nur manuell per Drittanbieter-App eingebunden werden kann, mit Qobuz Connect aber bereits mit Hochdruck an einer eigenen Streaming-Technologie arbeitet, die mit Spotify Connect, TIDAL Connect, Apple AirPlay bzw. Apple AirPlay 2 sowie Google Chromecast und auch Amazon Cast gleich zu setzen ist.

Künstlervergütung – Mehr Daten, nicht zwingend mehr Geld

Auch wenn Amazon mit Transparenz und erweiterten Analysefunktionen für Artists wirbt – das grundlegende Vergütungsmodell bleibt wie bei anderen Diensten: „pro-rata“. Die monatlichen Einnahmen werden nach der Anzahl der Streams aufgeteilt. Wer oft gespielt wird, erhält mehr. Kleine Künstler mit loyaler, aber kleiner Fanbase profitieren davon kaum.

Amazon Music liegt mit einer geschätzten Auszahlung von etwa US$ 0,004 pro Stream im Mittelfeld. Zum Vergleich: Spotify zahlt etwa US$ 0,003, Apple Music etwa US$ 0,007, TIDAL in seiner HiFi Plus-Version bis zu US$ 0,01. Letzterer Dienst experimentiert zudem mit einem „user-centric“-Modell, bei dem die Abogebühr jedes Nutzers nur an die von ihm gestreamten Künstler geht – ein Modell, das fairer sein könnte, aber (noch) die Ausnahme bleibt.

Auch wenn Amazon Music Tools wie „Amazon Music for Artists“ bietet, mit denen Musiker ihre Performance einsehen und Kampagnen starten können, bleibt die grundsätzliche Frage nach fairer Vergütung ungelöst. Kritik von Indie-Labels und Musikverbänden bleibt bestehen.

Verfügbare Abonnements und deren Preise

Aktuell bietet Amazon Amazon Music Unlimited für Amazon Prime Mitglieder zum Preis von € 9,99 pro Monat an, Kunden ohne Prime Mitgliedschaft müssen mit € 10,99 pro Monat budgetieren. Für Familien bietet Amazon ein Angebot zum Preis von € 16,99 pro Monat an und auch ein spezielles Abonnement für Studenten steht bereit, und zwar zum Preis von € 5,99 pro Monat. Wer ein Amazon Echo Gerät oder ein Amazon Fire TV sein Eigen nennt, kommt zum Preis von € 5,49 pro Monat in den Genuss von Amazon Music Unlimited.

Neukunden bietet Amazon einen kostenlosen Test über den Zeitraum von 30 Tagen an. Wie immer gilt, es muss rechtzeitig gekündigt werden, sonst geht der Testzeitraum automatisch in ein kostenpflichtiges Abonnement über. Es ist daher sinnvoll, sich in den Einstellung des Dienstes ein Erinnerungsmail senden zu lassen, bevor es zu spät ist.

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Fazit – Technik auf Spitzenniveau, aber mit systemischen Schwächen

Amazon Music hat sich von einem Prime-Bonus in Form von Amazon Music Unlimited zu einem vollwertigen, technisch hochwertigen Streamingdienst entwickelt. Die Audioqualität ist durchaus sehr gut, die Auswahl groß, die Kompatibilität mit Geräten beeindruckend. Dank FLAC-Streaming in CD- und Hi-res Audio Qualität, 3D-Audioformaten und natürlich der Amazon Alexa-Integration bietet der Dienst ein immersives Musikerlebnis, das selbst anspruchsvolle Hörer überzeugen kann.

Dennoch bleibt die Künstlervergütung ein Schwachpunkt, der nicht nur Amazon, sondern die gesamte Branche betrifft. Wer Musik bewusst konsumieren und Künstler nachhaltig unterstützen möchte, muss sich mit diesem Thema auseinandersetzen.

Aus rein technischer Sicht ist Amazon Music Unlimited ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Cloud-Infrastruktur, Audio-Engineering und Nutzererlebnis zu einem Gesamtpaket verschmelzen. Der Dienst ist nicht perfekt, aber für viele Tech-Enthusiasten derzeit die ausgewogenste Mischung aus Klang, Komfort und Kosten.

ThemaAmazon Music – Vom Bonus zum High-end-Streamingdienst?
Amazon Music
MarkeAmazon.com Inc.
HerstellerAmazon
VertriebAmazon
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Quelle
Amazon.com Inc.

Michael Holzinger

Michael Holzinger, Gründer und Chefredakteur von sempre-audio.at | Der HiFi Blog - Das HiFi Magazin und HiFi BLOG, ist seit Jahrzehnten als Journalist in den Bereichen IT, Fotografie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik tätig. Mit HiFi.Luxury begründete er zudem eine weitere Plattformen, die für modernen, exquisiten Lebensstil steht.

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