Irgendwann hat HiFi in der breiten Wahrnehmung jenen Flair verloren, der für das Bestehen dieser „Idee“, dieses Konzepts des hochwertigen Musikhörens geradezu essentiell ist, und den dieses eigentlich auch verdient, nämlich ein Teil eines modernen Lebensstils zu sein, für alltäglichen Genuss und Freude zu stehen.
Seit Jahr und Tag wird vielfach zu Recht bemängelt, dass sich die Welt der Unterhaltungselektronik nicht weiter-, sondern gar zurück entwickelt. Damit ist natürlich keineswegs die Funktionalität, sondern allein die Qualität gemeint. Es sei Lösungen wie All-in-One Speakern, Bluetooth Speakern, so genannten Wireless Speakern und insbesondere Soundbar-Systemen zu verdanken, dass wir uns die letzten Jahre über zunehmend in einer Mono-Welt bewegten, damit wesentliche Vorzüge einer hochwertigen Musikwiedergabe erst gar nicht zur Geltung bringen, wie eine realistische Abbildung der Klangbühne mit Tiefe und Breite, wie sie es selbst ein simples, klassisches Stereo HiFi-System bieten könnte.
Der Wunsch der Kunden nach möglichst kompakten Lösungen, die sich tunlichst harmonisch ins Wohnumfeld integrieren lassen, ist ja auch nachvollziehbar, zumal ausladende HiFi-Systeme oder gar aufwendige Home Cinema-Systeme sich seit jeher an eine letztlich vergleichsweise kleinen Zielgruppe richteten.
Das alles ist natürlich eine fatale Entwicklung, denn wenn die Qualität nicht mehr stimmt, schwindet auch das Interesse der Kunden, denn wenn der Mehrwert fehlt, verliert die Sache ihren Reiz, und man wendet sich anderen schönen Dingen des Lebens zu. Genau diese Entwicklung konnte man über die letzten Jahre beobachten und sie führte dazu, dass HiFi als Überbegriff für Hören auf ansprechendem Niveau in der breiten Wahrnehmung der Menschen kaum eine Bedeutung hat. Der Markt wird damit kleiner und kleiner, denn Konsumenten richten ihr Augenmerk auf andere Branchen, die es gekonnt verstehen, den Hauch von Luxus und Exklusivität zu vermitteln, den man sich leisten will, sei es nun Reisen, Mode, Einrichtung, Reisen oder Wellness.
Damit ist auch klar, wer der tatsächliche Konkurrent ist, nämlich nicht irgendein anderer etablierter Hersteller der Branche, nicht der nächste Fachhändler, die sitzen allesamt letztlich im selben Boot. Diese Tatsache müsste man sich viel öfter in Erinnerung rufen im alltäglichen Geschäft und gemeinsam dafür kämpfen, Kunden von den wahren Konkurrenten wieder zurück zu gewinnen. Konkurrenten die, wie beschrieben, in ganz anderen Branchen zu suchen sind.
Aber, dafür bedarf es eines gewissen Umdenkens, mitunter auch einer anderen Philosophie. Sich Strategien zu bedienen, die irgendwann in den 1980er oder 90er Jahren funktionierten, mit denen man irgendwie durch die 2000er Jahre kam, wird kein wirklich sinnvoller Weg sein, denn das diese heute nicht mehr funktionieren, zeigt die Entwicklung der letzten Jahre. Viel zu sehr sind Teile der Branche mit sich selbst beschäftigt, haben sich zu einem Gutteil in einen Elfenbeinturm zurück gezogen und ergehen sich in audiophiler Selbstverliebtheit, dies muss man leider derart hart aussprechen.
Um es auf den Punkt zu bringen, wer sich auf das versteift, was seit jeher zu gelten schien, sich darüber in Selbstmitleid ergeht, dass die Welt da draußen ohnehin es nicht verstünde, was man an Exklusivem zu bieten habe, wird letztlich in Schönheit sterben.
Mehr und mehr zeigt sich nun aber erfreulicherweise, dass die Industrie wohl doch die ein oder andere durchaus kluge Strategie entwickelt, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Sich nach den Wünschen der Kunden richtet. Und das ist allen voran der Wunsch nach möglichst simplen, einfachen Lösungen mit hoher Flexibilität, die Teil des Alltags sein können. Und dies steht keineswes im Widerspruch mit klassischen HiFi-Tugenden, lässt sich vielmehr mit klugen Konzepten gar famos verbinden. Damit könnte es möglich sein, HiFi als Idee wieder zu dem zu machen, was es letztlich seit jeher ist, und zwar ein Ausdruck modernem Lebensstils. Kurzum, es gilt, sich auf die Bedürfnisse, die Realität der Kunden einzustellen, diese ernst zu nehmen, und aufbauend darauf mit der eigenen Expertise wieder Qualität zu schaffen.
Ein Bluetooth Speaker per se ist ja nichts verwerfliches, ebensowenig eine Soundbar oder ein All-in-One Wireless Speaker, denn sie erfüllen ganz konkret Bedürfnisse der Kunden. Die Herausforderung besteht nun darin, diese keinesfalls zu verteufeln, sondern vielmehr aufzuzeigen, dass da noch mehr geht. Aber, und das ist ganz entscheidend, es gilt die prinzipielle Intension zu verstehen, nämlich, dass HiFi aus Sicht vieler Kunden nicht Selbstzweck ist, sondern einer bestimmten Aufgabe dient, und sich unmittelbar in das Lebensumfeld der Menschen integrieren muss.
Als Paradebeispiel etwa kann der Markt der Kopfhörer heran gezogen werden. Da hat man es längst verstanden, dass man Produkte als Lifestyle-Lösungen vermarkten muss, um erfolgreich zu sein. Das Image muss passen, dann spielt der Preis plötzlich nahezu keine Rolle. Dass dabei auch die Qualität nicht auf der Strecke bleiben muss, beweisen zahllose Lösungen etablierter Hersteller aber auch von zig Neueinsteigern. Genau dieses Konzept gilt es, auf andere Bereiche der Branche umzulegen.
Aktiv-Lautsprecher sind es zum Beispiel, die nach und nach an Popularität gewinnen, die hoch integriert, alle Funktionen einer gesamten HiFi-Kette in sich vereinen, somit auf das wirklich Wesentliche konzentriert sind, ein Paar tadellose Lautsprecher-Systeme in kompakter Form als Regal-Lautsprecher, oder auch als feine elegante Stand-Lautsprecher. Vieles, was so manchen Kunden abschreckt, gibt es hier nicht, wie mehrere Komponenten oder Kabel zur Verbindung, denn alles erfolgt im besten Fall „drahtlos“. Primäre Quelle ist hier das Netzwerk, etwa Streaming-Dienste, dennoch lassen sich auch weitere Quellen, vom TV-Gerät bis hin zu Schallplatten-Spielern, einbinden.
Dies gilt übrigens auch für Lösungen, die nicht ganz so weit gehen, aber ebenfalls auf die gleiche Strategie setzen, und zwar edle All-in-One Systeme etablierter HiFi-Schmieden. Basis ist hier ein klassischer Stereo Vollverstärker, kombiniert mit einem Streaming-Client, einem D/A-Wandler für externe Quellen wie einmal mehr allen voran einem TV-Gerät (HDMI), und natürlich einer Phono-Vorstufe. Dies alles wird in einem edlen Gehäuse verpackt, zumeist in Form einer Lösung, die der Klasse Midi-HiFi zuzuordnen ist, oder aber einem eleganten System klassischer HiFi-Gardemaßen, sodass es sich immer noch problemlos in jedwedes moderne Wohnumfeld integrieren lässt. Alles, was es dann noch erfordert, ist ein Paar feiner Lautsprecher-Systeme…
Da wie dort erfolgt die Steuerung natürlich in erster Linie mittels Smartphone und Tablet, auf Wunsch auch im Multiroom-Verbund mit weiteren Audio-Systemen im gesamten Haus. Das vergleichsweise rudimentäre UPnP als kleinster gemeinsamer Nenner für Multiroom Audio-Streaming ist längst passé, es sind Technologien wie HEOS von Sound United (Marantz, Denon), BluOS der Lenbrook Group (NAD, Bluesound, Dali Speaker A/S als Technologie-Partner), Yamaha MusicCast, oder Plattformen wie Apple AirPlay und Google Chromecast, die das verbindende Element darstellen und gar eine direkte Integration der Unterhaltungselektronik ins Smart Home von morgen erlauben. Und eine Skalierung der Lösungen, vom kompakten All-in-One Speaker über Soundbar-Systeme bis hin zu feinstem HiFi.
Und dann ist da ja noch Vinyl, nach wie vor eines der Themen, die wie kein anderes als moderner Lifestyle wahrgenommen wird. Einen besseren Aufhänger gäbe es ja kaum, denn allen voran ein Schallplatten-Spieler bedarf einer gewissen Aufmerksamkeit bei der Auswahl der richtigen Konfiguration, aber auch der Handhabung im Alltag. Und dazu ist der Kunde ja offensichtlich bereit, man muss es nur verstehen, ihn genau da zu erreichen…
Lifestyle und Qualität lässt sich damit wieder in Einklang bringen. Einfach in den Wohnraum zu integrieren, flexibel, geradezu intuitiv in der Bedienung, und nicht zuletzt eine tadellose Klangqualität sprechen somit für diese Systeme und sorgen dafür, dass man so wieder neue Kundenschichten ansprechen kann.
Man muss es ganz offen festhalten, HiFi als Sammelbegriff für hochwertigen Musik-Genuss und alles, was damit im Zusammenhang steht, genießt bei vielen Menschen heutzutage keinen hohen Stellenwert. Dies gilt es ehestmöglich zu ändern, soll die Branche als ganzes eine Zukunft haben, und dieser Nachwuchs heran wachsen.
Ja, HiFi benötigt letztlich niemand, das ist eine Tatsache. Einen Fernseher, den meint man zu „brauchen“, aber das feine Audio-System dazu, das ist schon „optional“. Wer sich hierbei für eine Soundbar entscheidet, die nicht vom TV-Hersteller, sondern tatsächllich von einem Spezialisten stammt, stellt schon die Ausnahme dar…
Es gilt also für die Branche mehr denn je zu versuchen, den Bedarf wieder zu wecken, wobei dabei nicht der MItbewerb, sondern gänzlich andere Branchen wie Mode, Reisen, Wellness und ähnliches die wahre Konkurrenz darstellen. Auch das feine Geschmeide braucht niemand, niemand ist vom neuesten Duft einer Luxusmarke abhängig, und auch das feine Wellness-Wochenende ist letztlich kein Muss, sondern kleiner Luxus, den sich Menschen von Zeit zu Zeit einfach gönnen. Wenn die Industrie, der Fachhandel, und ja, auch wir als Fachmedien, bis hin zu HiFi-Enthusiasten als Opinion-Leader, als „Influencer“ es wieder schaffen, dass auch HiFi als dieser feine Luxus des Alltags verstanden wird…
Wir meinen…
Man muss es ganz offen festhalten, HiFi als Sammelbegriff für hochwertigen Musik-Genuss und alles, was damit im Zusammenhang steht, genießt bei vielen Menschen heutzutage keinen hohen Stellenwert. Ja, HiFi benötigt letztlich niemand, das ist eine Tatsache. Einen Fernseher, den „braucht“ man, aber das feine Audio-System dazu, das ist schon „optional“. Wer sich hierbei für eine Soundbar entscheidet, die nicht vom TV-Hersteller, sondern tatsächllich von einem Spezialisten stammt, stellt schon die Ausnahme dar…
Es gilt also für die Branche mehr denn je zu versuchen, den Bedarf wieder zu wecken, wobei dabei nicht der MItbewerb, sondern gänzlich andere Branchen wie Mode, Reisen, Wellness und ähnliches die wahre Konkurrenz darstellen. Auch das feine Geschmeide braucht niemand, niemand ist vom neuesten Duft einer Luxusmarke abhängig, und auch das feine Wellness-Wochenende ist letztlich kein Muss, sondern kleiner Luxus, den sich Menschen von Zeit zu Zeit einfach gönnen. Wenn die Industrie, der Fachhandel, und ja, auch wir als Fachmedien, bis hin zu HiFi-Enthusiasten als Opinion-Leader, als „Influencer“ es wieder schaffen, dass auch HiFi als dieser feine Luxus des Alltags verstanden wird…