Die italienische Lautsprecher-Schmiede Sonus Faber S.p.a. war für viele HiFi-Enthusiasten über Jahre hinweg eine Art Institution, eine feste Größe am strahlenden Firmament der High-end HiFi. Dies mag nun gar pathetisch und übertrieben klingen, aber Lautsprecher-Systeme aus dem Hause Sonus Faber waren nicht weniger als der Inbegriff dessen, was High-end HiFi letztlich für viele Ausmacht: ein individueller, unverkennbarer Charakter, Handwerkskunst vom Feinsten, und eine allen Produkten zugrundeliegende Philosophie, die strickt eingehalten wurde. Zudem waren Lautsprecher-Systeme aus dem Hause Sonus Faber wahre Objekte der Begierde, die man sich leisten wollte, sofern man konnte…
Dies hat sich, das muss man ganz nüchtern festhalten, doch deutlich geändert. Begonnen hat dieser Wandel wohl am markantesten als die Investment-Gruppe Fine Sounds S.p.a. ins Spiel kam, sowie dem Zusammenschluss der High-end HiFi-Schmieden Audio Research, McIntosh, Wadia, Sumiko und eben Sonus Faber. Man beschwor zwar zu Beginn, dass sich dadurch rein gar nichts ändern werde, man sich der Tradition der zugekauften Marken bewusst sei, ein Rückblick zeigt aber, dass sich dadurch letztlich sehr viel änderte, von diesen ursprünglichen Versprechen recht wenig übrig blieb, und das alles bisher wohl nur der Anfang ist.
WOM – World of McIntosh
Denn noch viel deutlicher traten diese Veränderungen in der Marken- und somit letztlich auch Produktstrategie hervor, als das nunmehr aktuelle Firmenkonstrukt gebildet wurde, die World of McIntosh, kurz WOM genannt, samt dem zugehörigen World of McIntosh Experience Center in New York, das (fast schon übertriebenen) hippen Luxus-Lifestyle mit la dolce vita kombiniert, und als eine Art Blaupause für weitere derartige Luxus-Tempel dienen soll, etwa in Berlin, Mailand oder Tokyo…
Man wolle Synergien nutzen, so weiterhin die allgemein formulierte Vision, Kompetenzen vereinen, und neue Märkte erschließen, dies seien die Pläne des neuen Managements, das aber zudem nahezu keine Gelegenheit ausließ klar zu machen, dass man sich allein im audiophilen „Eck“ nicht mehr wirklich wohl fühlt. Allen voran mit den Prestige-trächtigsten Marken wolle man komplett neue Wege beschreiten. Keine Rede mehr also davon, dass sich nichts ändern werde…
High-end HiFi als moderner Lifestyle
Lifestyle, das war nunmehr keineswegs ein „böses“ Wort für das neue Management, ganz im Gegenteil, ganz bewusst führt man nunmehr insbesondere McIntosh und Sonus Faber in diese Richtung, wobei das Luxus-Segment einen ganz besonderen Reiz auszuüben scheint, die angeführten WOM Experience Center sind da nur ein Indiz dafür…
Diese Entwicklung manifestiert sich bereits in so manchem in den letzten Monaten vorgestellten Produkt, etwa der neuesten Marke Pryma, und das nunmehr präsentierte neueste System aus dem Hause Sonus Faber ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wohin die Reise scheinbar gehen soll, das Sonus Faber SF16.
Sonus Faber SF16 All-in-One – Luxury pur, no matter what’s the price…
…so könnte man wohl das neue Sonus Faber SF16 überspitzt und durchaus auch ein wenig provokativ beschreiben, denn es handelt sich, so der Hersteller, um ein All-in-One System der Luxus-Klasse. Allein das Konzept eines All-in-One-Systems aus dem Hause Sonus Faber wäre vor einigen Jahren noch schlicht undenkbar gewesen, nun aber will man bewusst dem Zeitgeist folgen und mit anderen High-end Herstellern, die längst entsprechende Lösungen offerieren, gleichziehen.
Wobei, gleichziehen allein ist nicht die Intension von Sonus Faber, besser gesagt der World of McIntosh, man will allesamt schlichtweg übertrumpfen und deren Lösungen mit dem neuen Sonus Faber SF16 in den Schatten stellen.
Atemberaubend sei das neue Sonus Faber SF16, so die ersten Stimmen, wobei auch einige anmerkten, dass es vielleicht ein etwas zu gewagtes Design-Konzept sei, und andere so gar nichts damit anfangen können, allen voran die eher traditionsbewussten, klassischen Kunden von Sonus Faber…
In jedem Fall ist das Konzept des neuen Sonus Faber SF16 außergewöhnlich, und als wäre es eine Art Köder für besagte Traditionalisten, ließ man sich hierfür von einem klassischen Design inspirieren, dem Franco Serblin Snail aus dem Jahre 1983, wenn man so will, einem ersten Vorläufer eines All-in-One Systems bestehend aus einem zentralen Subwoofer und zwei auf Stangen daran befestigten Zweiwege-Lautsprecher-Systemen.
Entwickelt in Vicenza
Entwickelt wurde dieses neue mutige Konzept im Design-Lab des Konzerns in Vicenza, und zwar unter der Federführung von Paolo Tezzon, dem Chefentwickler von Sonus Faber S.p.a. Er versuchte, so nah wie möglich an das Ursprungskonzept zu kommen, allerdings mit einer zeitgemässen, vielmehr geradezu etwas futuristischen Formensprache, die sich auf einen ovalen Grundkörper stützt.
In diesen sind in bewährter Art und Weise natürlich die Tiefton-Treiber samt der kompletten Elektronik integriert, wobei hier ein spezieller, eigens für das Sonus Faber SF16 neu entwickelter Woofer eingesetzt wird, der einen besonders langen Hub und somit eine satte Abbildung im untersten Frequenzbereich ermöglicht. Damit keinerlei klangschädigende Resonanzen auftreten, setzen die Entwickler aber nicht auf einen Treiber, sondern deren zwei, die gegenüberliegend eingebaut wurden, sodass sich Resonanzen aufheben. Das Sonus Faber SF16 soll eben nicht ein weiteres All-in-One sein, sondern tatsächlich ein herkömmliches HiFi-System ersetzen können, und zwar auf der Qualität, die für Sonus Faber angemessen sei, so der Hersteller. Es handelt sich um 5 Zoll Chassis mit Cones aus Aluminium-Magnesium-Legierung, die in dem aus Holz und Aluminium geformten ovalen Gehäuse ihr volles Potential ausspielen können.
Einzigartiges Lautsprecher-System
Das wohl bemerkenswerteste Ausstattungsdetail des neuen Sonus Faber SF16 sind dessen Satelliten-Speaker, die als Zweiwege-Systeme ausgeführt sind, und erst zum Vorschein kommen, wenn man das System aufdreht. Dann nämlich fahren die zwei an Stangen aus Aluminium befestigten Zweiweg-Systeme seitlich nach oben aus dem Gehäuse heraus, um damit eine akkurate Abbildung in Stereo zu garantieren. Damit eine besonders breite Klangbühne, mehr noch, geradezu eine holografische Abbildung erzielt wird, findet man nicht nur Chassis die nach vorne wirken, sondern zudem welche, die nach hinten abstrahlen. Zum Einsatz kommen hier somit vier 5 cm Keramik-Treiber als Mittenton-Chassis, plus ebenfalls vier 1 cm Seidenkalotten-Hochton-Treiber.
Verstärker in Class D
Angesteuert werden all die Speaker im Sonus Faber SF16 durch Verstärker-Module in Class D, die laut Herstellerangaben audiophilen Vorgaben genügen und nicht weniger als 1.400 Watt liefern. Die Kontrolle über eine optimale Ansteuerung aller Chassis übernimmt eine DSP-basierte Signalverarbeitung.
Streaming über DTS Play-Fi
Das neue Sonus Faber SF16 ist sich im einfachsten Fall selbst genug, denn es kann mittels WiFi ins Netzwerk eingebunden werden, um so auf verschiedenste Online-Inhalte zugreifen. So stehen etwa Dienste wie Spotify, Deezer, TIDAL und Amazon Music zur Verfügung, wobei das Angebot künftig erweitert werden soll, etwa durch Qobuz oder Napster und ähnliches. Zudem ist das Sonus Faber SF16 ein dlna-zertifizierter UPnP-Streaming-Client, kann also auch auf eigene Inhalte im Netzwerk, etwa hinterlegt auf einer zentralen Netzwerk-Speicher-Lösung, einer so genannten NAS, zugreifen. Hierbei werden alle relevanten Datenformate wie MP3, WMA, AAC, aber auch Hi-Res Inhalte im WAV oder FLAC-Format mit bis zu 24 Bit und 192 kHz unterstützt.
Musik-Streaming kann beim neuen Sonus Faber SF16 auch direkt vom PC, Mac, aber ebenso Smartphone oder Tablet erfolgen, wobei das System hierbei DTS Play-Fi unterstützt. DTS Play-Fi ist ein Standard, der bereits von vielen Produkten aus dem Hause McIntosh unterstützt wird, und Musik-Streaming auf besonders elegante, hochwertige Art und Weise garantieren soll, schließlich ist damit ebenfalls eine Signalübertragung mit bis zu 24 Bit und 192 kHz möglich.
Selbst Multiroom soll mit dem neuen Sonus Faber SF16 geboten werden, wobei bis zu acht Geräte kombiniert werden können. Dabei muss es sich nicht zwingend um weitere Sonus Faber SF16 handeln, vielmehr kann es sich um jedwedes Gerät mit besagtem DTS Play-Fi handeln.
Analoge und digitale Schnittstellen
Das Sonus Faber SF16 soll aber auch weiteren Quellen offen stehen, und zwar über eine optische sowie koaxiale S/PDIF-Schnittstele und einen analogen Eingang in Form eines Cinchbuchsen-Pärchens.
Die Bedienung erfolgt in erster Linie natürlich mittels Apps, allerdings stehen auch direkt am Sonus Faber SF16 an dessen Oberseite alle wesentlichen Bedientasten zur Verfügung. Diese wurden auf überaus elegante Art und Weise in den alles umspannenden Aluminium-Rahmen des Sonus Faber SF16 integriert, dessen Verlängerung im aktiven Zustand die beiden abstehenden Satelliten-Speaker darstellen.
Nicht mehr als 200 Stück pro Jahr
Wie bereits erwähnt, versteht Sonus Faber das neue Sonus Faber SF16 als in jeder Beziehung auf Luxus und High-end getrimmtes All-in-One System. Dies soll durch eine Fertigung in Italien garantiert sein, wobei pro Jahr nicht mehr als 200 Stück gefertigt werden, so der Hersteller.
Nun gut, in die Verlegenheit, dass man nunmehr plötzlich tausende Stück liefern muss, wird man wohl schon allein deswegen nicht kommen, weil der Preis des neuen Sonus Faber SF16 durchaus dem hohen Anspruch an Luxus pur angepasst ist. Rund € 10.000,- ruft das italienische Unternehmen für das neue Sonus Faber SF16 auf, was die potentielle Zielgruppe zumindest überschaubarer machen dürfte. Exakt sind es € 9.999,-
Ob der mit dem neuen Sonus Faber SF16 eingeschlagene Weg letztlich der richtige für das prestigeträchtige Unternehmen Sonus Faber ist, wird die Zukunft zeigen…
Preise und Verfügbarkeit
Das neue Sonus Faber SF16 All-in-One soll in Bälde im Fachhandel zu finden sein. Der empfohlene Verkaufspreis legt klar, dass es sich hier tatsächlich im eine besonders exquisite Lösung handelt, denn dieser wird mit etwa € 9.999,- ausgewiesen.
Wir meinen…
Für Traditionalisten dürfte das neue Sonus Faber SF16, besser gesagt ein derart konzipiertes All-in-One System von Sonus Faber S.p.a. schon per se nicht weniger als ein Sakrileg sein, selbst wenn man hier bewusst ein von Franco Serblin erschaffenes Design aus dem Jahr 1983 als eine Art Reminiszenz heranzog. Aus der Sicht des Managements des Konzerns World of McIntosh hingegen ist es wohl eine Art Paradebeispiel dafür, wohin es das Unternehmen zu führen gilt. Luxuriöser Lifestyle mit dem Renommee eines traditionellen High-end HiFi-Herstellers. Es bleibt abzuwarten, ob dies die richtige Strategie ist…
Produkt | Sonus Faber SF16 All-in-One |
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Preis | € 9.999,- |
Marke | Sonus Faber |
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Hersteller | Sonus Faber S.p.a. |
Vertrieb Österreich | Audio Tuning Vertriebs GmbH |
Vertrieb Deutschland | Audio Components Vertriebs GmbH |
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