TIDAL – Musikstreaming mit Anspruch

Streamingdienste haben die Art, wie wir Musik konsumieren, radikal verändert. Zwischen Playlists, Vorschlagsalgorithmen und Abo-Modellen verschwimmen die Unterschiede oft – doch TIDAL will genau hier neue Akzente setzen. Der Dienst verspricht nicht nur Klangqualität auf Studiostandard, sondern auch Fairness für Künstler und ein tieferes Musikerlebnis für Hörer.

Diese Reportage führt durch Geschichte, Struktur und Besonderheiten des Streamingangebots für alle, die mehr von Musik erwarten.

Was ist TIDAL?

TIDAL ist ein Musikstreamingdienst der TIDAL Music AS, der sich durch hohe Audioqualität und ein künstlerzentriertes Geschäftsmodell von der Konkurrenz abheben möchte. Gegründet wurde der Dienst 2014 vom skandinavischen Unternehmen Aspiro. Ziel war es von Beginn an, eine Plattform zu schaffen, die audiophile Musikliebhaber und kreative Künstler gleichermaßen anspricht. Anders als andere Dienste, die vor allem auf Reichweite und Menge setzen, verfolgt TIDAL einen kuratierten, qualitativ hochwertigen Ansatz.

Der Einstieg von Jay-Z und die Künstler-Offensive

Internationale Aufmerksamkeit erlangte TIDAL 2015, als US-Rapper und Unternehmer Jay-Z den Dienst mit seiner Firma Project Panther Bidco übernahm. Unter dem Slogan „von Künstlern für Künstler“ präsentierte Jay-Z eine ganze Riege von prominenten Miteigentümern, darunter Beyoncé, Madonna, Rihanna, Kanye West und viele mehr. Ziel war es, die Musikindustrie gerechter zu gestalten – sowohl für etablierte als auch für unabhängige Musikerinnen und Musiker.

Wechsel der Eigentümerstruktur – TIDAL wird Teil von Block Inc.

Im Jahr 2021 erwarb der US-Zahlungsdienstleister Square Inc. – heute bekannt als Block Inc. – eine Mehrheitsbeteiligung an TIDAL. Der damalige CEO Jack Dorsey, auch Mitgründer von Twitter, sah in der Verbindung von Finanztechnologie und Musik neue Möglichkeiten für die Monetarisierung von Kreativität. Jay-Z blieb als strategischer Berater an Bord. Mit der Übernahme änderte sich die Infrastruktur, doch die Vision blieb erhalten: Künstler sollen mehr Kontrolle und Anteil an ihren Einnahmen erhalten.

Die Alleinstellungsmerkmale von TIDAL

TIDAL punktet vor allem mit zwei zentralen Stärken: ansprechende Klangqualität und tiefergehende Inhalte. Früher stand als Standardmodell TIDAL HiFi bereit, das auf verlustfreies Streaming in CD-Qualität setzte. Wer noch mehr wollte, konnte auf TIDAL HiFi Plus upgraden – mit hochauflösendem FLAC bis zu 24 Bit und 192 kHz sowie Inhalten in MQA. Formate wie Dolby Atmos und Sony 360 Reality Audio standen ebenfalls zur Verfügung, die ein immersives Hörerlebnis versprachen.

Aktuell setzt TIDAL allein auf ein einziges Abo-Modell, und zwar TIDAL Individual, wobei dieses Angebot laut Anbieter aktuell mehr als 110 Millionen Tracks in verlustfreiem FLAC oder Hi-Res FLAC sowie ausgewählte Inhalte auch in Dolby Atmos, allerdings kein Sony 360 Reality Audio mehr umfasst. Auch Inhalte in MQA findet man keine mehr. Der Dienst ist Werbefrei und selbstverständlich können Inhalte für eine Offline-Wiedergabe lokal geladen werden. Es stehen personalisierte Mixes, von der Redaktion kuratierte Playlisten und Live-Sessions bereit.

Fairness für Künstler – das Vergütungsmodell von TIDAL

Ein weiterer Unterschied zu anderen Plattformen sei laut Anbieter das Vergütungsmodell: Ein Teil der Abo-Gebühr wird direkt an die Künstler ausgeschüttet, die vom jeweiligen Nutzer am meisten gehört wurden. Dieses „Direct Artist Payout“-Modell schaffe eine direktere Verbindung zwischen Fans und ihren Lieblingskünstlern. So können auch weniger bekannte Musiker profitieren – wenn sie loyale Hörer haben.

Technik, Bedienung und Integration

TIDAL ist auf allen gängigen Plattformen verfügbar – von Apple iOS und Google Android bis hin zu Desktop-Apps für Microsoft Windows sowie Apple macOS. Die Benutzeroberfläche ist modern, übersichtlich und intuitiv bedienbar. TIDAL lässt sich zudem mit zahlreichen Streaming-Geräten und Audio-Systemen wie z. B. Sonos, Roon, Bluesound koppeln und ist über diese direkt nutzbar, inklusive der jeweiligen App, in der TIDAL dann ein separater Punkt oder gar integraler Bestandteil der jeweiligen Mediathek ist. TIDAL wird auch von DJ-Software wie Serato, rekordbox oder Algoriddim djay unterstützt. Offline-Modus, personalisierte Empfehlungen und redaktionelle Inhalte runden das Nutzererlebnis ab.

TIDAL Connect

Ein ganz wesentlicher technischer Aspekt ist zudem TIDAL Connect, denn damit steht eine direkte Anbindung an unterschiedlichste Streaming-Lösungen gänzlich ohne separate App des jeweiligen Herstellers bereit. Es reicht für die vollständige Nutzung aller Inhalte von TIDAL allein die TIDAL App selbst, in der zu TIDAL Connect kompatible Lösungen im eigenen Netzwerk direkt als verfügbare Abspielgeräte angezeigt und unmittelbar für die Wiedergabe ausgewählt werden können.

Preismodelle und Zugang

TIDAL bietet aktuell TIDAL Individual für € 10,99 pro Monat an. Studierende, Familien und bestimmte Berufsgruppen profitieren von Rabatten. So kostet TIDAL Student € 5,49 pro Monat und TIDAL Family € 16,99 pro Monat, wobei hier bis zu sechs Nutzer unterstützt werden. In manchen Ländern testet TIDAL auch ein kostenloses, werbefinanziertes Modell – bislang jedoch nicht flächendeckend.

Fazit – Für wen lohnt sich TIDAL?

TIDAL richtet sich an Menschen, die Musik nicht nur nebenbei hören, sondern erleben wollen. Wer großen Wert auf Klangqualität legt, neugierig auf Hintergrundinformationen ist und Künstler aktiv unterstützen möchte, findet hier eine überzeugende Alternative zu Spotify & Co. TIDAL ist kein Massenprodukt, sondern ein bewusstes Angebot für Hörer mit Anspruch – und für Künstler, die gehört und fair entlohnt werden wollen.