Musik

Yoko Ono präsentiert Teile ihrer Diskographie auf Vinyl und Digital

Welch skurrile Formen der Trend zu immer neuen Remaster und letztlich auch der Vinyl-Hype mittlerweile annimmt, zeigt wohl die Ankündigung, dass nunmehr in Kürze Teile der Diskographie von Yoko Ono nicht nur erstmals Digital und somit als Download und Stream angeboten werden, sondern ebenso auf CD und zudem auf Schallplatte. Die Veröffentlichung erstreckt sich auf die Alben aus den Jahren 1968 bis 1985.


Zugegeben, Yoko Ono war seit jeher eine Künstlerin, die bewusst und sehr gekonnt provozierte und für stets kontroversielle Diskussionen sorgte. Dies war und ist Teil ihres Konzepts, und die 1933 geborene Japanerin, die sich als Genre-übergreifende Konzept-Künstlerin versteht, nutzte dies über ihre gesamte Karriere hinweg sehr klug und mit Geschick. Dass sie sich aber nicht nur als Filmemacherin, Experimental-Komponistin, sondern auch als Sängerin versteht, mag zu einem Großteil damit im Zusammenhang stehen, dass sie im Jahr 1966 John Lennon traf. Damals noch Teil der The Beatles, entwickelte sich zwischen den beiden bald eine Affäre, und 1969 heirateten Yoko Ono und John Lennon.

Erste wesentliche musikalische Aktivitäten von Yoko Ono fallen also noch in die Zeit der The Beatles, und waren den Überlieferungen nach ganz und gar nicht im Interesse der gesamten britischen Formation, vielmehr war es allein John Lennon, der teils gar gegen den Willen der übrigen Band-Mitglieder Yoko Ono viel Spielraum bot, was etwa auf dem legendären Album „The Beatles“, dem so genannten „Weißen Album“ zu bemerken ist.

Diese gemeinsamen Experimente wurden auf dem ersten gemeinsamen Album geradezu bis zum Exzess getrieben, und zwar dem Album „Unfinished Music No.1 – Two virgins“, das aber nicht auf Grund seiner „musikalischen Vorzüge“ für Aufsehen sorgte, sondern allein wegen dem Cover, auf dem John Lennon und Yoko Ono splitternackt posierten, auf der Front von vorne, auf der Rückseite mit ebendieser…

In diese Zeit fielen auch die damals wohl skandalösen Happenings, die John Lennon und Yoko Ono als Bed-In bezeichneten, und damit für Frieden warben. Eines dieser Bed-Ins war auch der Schauplatz für die Aufnahmen zu „Give peace a chance“, und zwar im kanadischen Montreal im Mai 1969.

In diesem Jahr entstand auch das gemeinsame Projekt, die Plastic Ono Band. Spätestens von da an war Yoko Ono fester Bestandteil des künstlerischen Schaffens von John Lennon, was sich auf manche Alben mehr, auf manche weniger markant auswirkte.

Böse Zungen behaupten, hätte Yoko Ono nicht John Lennon getroffen, wäre ihr niemals eine derartige Aufmerksamkeit zuteil geworden. Fest steht jedenfalls, gäbe es dieser Verbindung nicht, würden ihre musikalischen Aktivitäten, falls es überhaupt dazu gekommen wäre, tatsächlich wohl wirklich niemanden interessieren.

Und schon gar nicht würde irgendjemand überlegen, diese erneut auf dem Markt zu bringen…

Aber genau das passiert nun, denn im Herbst soll ein Großteil der Diskographie von Yoko Ono einerseits erstmals Digital, zudem aber auch erneut auf Vinyl erscheinen. Konkret hat man sich die frühen Jahre vorgenommen, und zwar die Veröffentlichung aus den Jahren 1968 bis 1985.

Ergibt es wohl bei Alben wie „Plastic Ono Band“ aus dem Jahr 1970 noch irgendwie einen Sinn, dass diese einem Remaster unterzogen wurden, erscheint es bei Alben wie dem besagten „Unfinished Music No.1 – Two Virgins“ aus dem Jahr 1968 als geradezu grotesk. Geräusche „remastern“?

Gleiches gilt für „Unfinished Music No.2 – Life with lions“ aus dem Jahr 1969, das Album „Unfinished Music No.3 – Wedding Album“ und so manch andere aus der „Diskographie“ von Yoko Ono. Dass die Alben, wie bereits angedeutet, „aufwendig remasterd“ wurden, mit Bonus-Tracks versehen sind… Geschenkt!

Aber vielleicht gibt es ja doch da draußen eine Schar von Vinyl-Liebhabern, die geradezu sehnsüchtigst auf dieses Re-issue gewartet haben. Wer weiß…

Diese haben nunmehr ab November die Chance, die frühen Alben von Yoko Ono zu erwerben. Dann sollen nämlich die ersten Remaster erscheinen, und zwar Yoko Ono “Unfinished Music No. 1 – Two Virgins”, Yoko Ono “Unfinished Music No. 2: Life with the Lions” und Yoko Ono “Yoko Ono/Plastic Ono Band”. Weitere folgen im kommenden Jahr.

Wir meinen…

Eigentlich hätten wir keine Zeile darüber verloren, würden nicht derartige Projekte unserer bescheidenen Einschätzung nach zeigen, welch Umtriebe der derzeitige Trend zu Sammler-Kollektionen, Neuauflagen in allen nur erdenklichen Formaten, Remaster, Re-Issue, und nicht zuletzt der Vinyl-Hype bereits mit sich bringen. Manches muss einfach nicht erneut erscheinen, und schon gar nicht zwanghaft auf Vinyl…

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Michael Holzinger

Michael Holzinger, Gründer und Chefredakteur von sempre-audio.at | Der HiFi Blog - Das HiFi Magazin und HiFi BLOG, ist seit Jahrzehnten als Journalist in den Bereichen IT, Fotografie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik tätig. Mit HiFi.Luxury begründete er zudem eine weitere Plattformen, die für modernen, exquisiten Lebensstil steht.

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