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RIAA – Schallplatten-Verkauf in den USA übertrumpft CD

Die RIAA, die Recording Industry Association of America, gab nunmehr bekannt, dass 2022 in den USA erstmals seit vielen Jahren mehr Schallplatten als CDs verkauft wurden. Was aus Sicht von Vinyl-Enthusiasten wie eine Jubelmeldung anmuten kann, ist letztlich ganz nüchtern betrachtet der Entwicklung am Markt der letzten Jahre geschuldet.

In aller Kürze
  • Erstmals seit vielen, vielen Jahren konnte die RIAA verkünden, dass 2022 in den USA mehr Schallplatten als CDs verkauft wurden.

Wie die Recording Industry Association of America, kurz auch RIAA genannt, nunmehr bekannt gab, lagen im Jahr 2022 die Verkäufe von Schallplatten in den USA erstmals seit Jahrzehnten wieder vor jenen der CD. Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die schon in den letzten Jahren absehbar war. Schon im Jahr 2020 etwa überflügelte die Schallplatte die CD bei den Verkäufen in den USA, allerdings zu diesem Zeitpunkt allein den Umsatz betreffend.

Doch was wie eine Jubelmeldung für Vinyl-Enthusiasten anmutet, die der Schallplatte nach ihrem Niedergang in den 1980er Jahren in den 2000er Jahren wieder eine strahlende Zukunft voraussagten, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als eine Folge der Entwicklungen am Markt in den letzten Jahren.

Der langsame Niedergang der CD

Es war die CD, die in den 1980er Jahren das Ende der Schallplatte einläuten sollte, und tatsächlich konnte sich dieses Medium binnen kürzester Zeit zum führenden Tonträger aufschwingen, der der Schallplatte tatsächlich ein jähes Ende setzte. Nur noch als Nische wurde über viele Jahre hinweg die Schallplatte von Enthusiasten gehegt und gepflegt.

Es war ausgerechnet der Aufschwung einer weiteren Vertriebsform auf digitaler Basis, die rückblickend den Niedergang der CD einläutete, und zwar Musik-Downloads. Viele Kunden sahen im Erwerb eines Tonträgers, dessen Inhalte man mit Downloads in nahezu identischer Form erwerben konnte, keinen Vorteil mehr, ein Umstand, der sich mit der Etablierung von Musik-Streaming auf breiter Front verstärkte.

Warum eine eigene Sammlung an Tonträgern in Regalen horten, wo man doch mit wenigen Klicks auf Abermillionen an Musik-Titel immer und überall zugreifen kann?

Allen voran junge Menschen, die mit Downloads und Streaming aufgewachsen sind, haben vielfach in ihrem Leben noch keine einzige CD gekauft. Genau diese Zielgruppe ist es aber, die für die seit Jahr und Tag für die meisten Umsätze im Musik-Business sorgt, und diese großen Umsätze werden längst beim Streaming gemacht…

Bei Vinyl sieht die Sache hingegen etwas anders aus, dieses Medium bietet klare Vorteile gegenüber reinen Downloads, und sei es nur etwa die spezielle Handhabung, ein ansprechendes Cover, etwaige Zugaben, kurzum alles, was zu einem physischen Erleben beiträgt. Da muss man erst gar nicht über etwaige Klangvorteile philosophieren.

So sind es einmal mehr insbesondere auch junge Kunden, die die Schallplatte als Ergänzung zu Streaming für sich entdeckt haben.

41 Millionen Schallplatten, 33 Millionen CDs, Milliarden an Titeln über Streaming

So wurden im letzten Jahr laut RIAA in den USA 41 Millionen Schallplatten verkauft, was gegenüber den Vorjahren wiederum ein leichtes Plus bedeutet, aber zumindest die reinen Stückzahlen betreffend nicht wirklich spektakulär  ist. Im Vergleich dazu wurden lediglich 33 Millionen CDs verkauft, also deutlich weniger, als Schallplatten. Und dieser Trend nach unten ist, mit wenigen Ausnahmen, seit Jahr und Tag absehbar.

Beim Umsatz schneidet die Schallplatte noch viel besser ab, denn sie ist seit Jahr und Tag nun wieder eine wahre Cashcow für die Industrie. So wuchs der Umsatz im Jahr 2022 um immerhin 17 Prozent und nimmt damit bereits 71 Prozent des Gesamtumsatzes bei physischen Tonträgern ein.

Im Vergleich zu dem Bereich, in dem das wirklich ganz große Geld gemacht wird, ist der gesamte Markt an physischen Tonträgern allerdings vergleichsweise bescheiden.

84 Prozent des Umsatzes kommt vom Streaming

84 Prozent des Umsatzes macht die Musik-Industrie in den USA allein mit Streaming, wie die RIAA festhält, und das sind mehr als 13 Milliarden US-Dollar. Dass, was die Industrie noch vor wenigen Jahren als undenkbar ansah und in Musik-Downloads ihren Niedergang sah, ist damit längst auf breiter Front etabliert, und zwar kostenpflichtige Musik-Streaming Abonnements. Konsumenten sind bereit, für den „grenzenlosen“, tunlichst komfortablen Zugriff auf Musik zu bezahlen.

Insgesamt verdiente die US-amerikanische Musik-Industrie im letzten Jahr durchaus beachtliche 16 Milliarden US-Dollar, konnte damit ihren Umsatz um immerhin sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern.

Wir meinen…

Was aus Sicht von Vinyl-Enthusiasten wie eine Jubelmeldung anmutet, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als eher deprimierende Nachricht. So verkündete die RIAA dieser Tage, dass in den USA im letzten Jahr erstmals seit vielen Jahrzehnten mehr Schallplatten verkauft wurden, als CDs. Den reinen Umsatz betreffend hatte die Schallplatte die CD ja bereits im Jahr 2020 überflügelt und sich aus Sicht der Musik-Industrie damit als relevantes Tonträgerformat bewiesen.

Bei genauerer Analyse dieser Meldung zeigt sich, dass nicht wirklich bedeutend mehr Schallplatten verkauft wurden, sondern kaum mehr Konsumenten CDs erwerben, da sie ausschließlich auf Streaming setzen.

Die Schallplatte mag daher ihre Berechtigung in der Nische gefunden haben und hier auch künftig eine durchaus wesentliche Rolle spielen, das große Business aber stellt ganz klar Musik-Streaming dar.

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RIAA

Über
Recording Industry Association of America
Quelle
Recording Industry Association of America
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Michael Holzinger

Michael Holzinger, Gründer und Chefredakteur von sempre-audio.at | Der HiFi Blog - Das HiFi Magazin und HiFi BLOG, ist seit Jahrzehnten als Journalist in den Bereichen IT, Fotografie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik tätig. Mit HiFi.Luxury begründete er zudem eine weitere Plattformen, die für modernen, exquisiten Lebensstil steht.

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